Broer Cross-cultural Management
BCCM - Profis in interkulturellem Management

Nachlese der Messe ZukunftPersonal 2015

Marktgängig? Der Nutzen interkultureller Trainings wird erkennbar, wenn man die Inhalte und Trainingsaussagen vergleicht

Die größte Messe rund um Personalarbeit findet alljährlich in Köln statt und bietet neben den üblichen Messeständen Gelegenheit, Trainer in Aktion zu erleben. Stand in den letzten Jahren das Thema Globalisierung ganz hoch im Kurs, versuchten die Aussteller in diesem Jahr mit Digitalisierung zu glänzen. Es fand sich kein einziger reiner Relocation-Anbieter in den Messehallen, obwohl die Veranstalter einen eigenen Bereich für sie reserviert hatten. Das mag als Zeichen gelten, dass die Zeiten unbändigen Wachstums im Auslandsgeschäft vorerst vorüber sind.

Software beherrschte die Messe, einerseits Personalverwaltungsassistenten andererseits aber auch Software für die Digitalisierung der Weiterbildung. Gleich mehrere "Digitale Universitäten" präsentierten ihr Clip-Angebot und auch die Hersteller von betriebswirtschaftlichen Simulationsspielen für die Ausbildung junger Nachwuchsführungskräfte wagen den Sprung ins Digitale.

Die wenigen Schulungsanbieter für Soft-Skills wie Rhetorik oder Sozialkompetenz nahmen sich wie Exoten auf der Messe aus. Und auf den vereinzelten Ständen der Anbieter interkultureller Schulungen vermisste man das Publikumsinteresse der letzten Jahre.

Digitalisierung statt Globalisierung? Sind interkulturelle Themen nun out? Keineswegs, aber die übertriebenen Wachstumserwartungen der letzten Jahre sind realistischeren Einschätzungen gewichen.

Nicht zuletzt tragen manche Anbieter daran einen Anteil. Die Messe-Präsentationen zu China, zur interkulturellen Sensibilisierung und zu deutsch-französischen Kooperationen gaben schlicht ein schlechtes Bild ab vom potentiellen Nutzen professioneller interkultureller Managementschulungen. Es fehlten die nützlichen Inhalte. So bleibt zu hoffen, dass diese Präsentationen keineswegs eine Seminarsituation repräsentieren, doch da kann sich der geduldige Betrachter nicht sicher sein.

Verwegen erscheint die Aussage eines angesehenen Trainingsinstituts mit angegliederten interkulturellen Sensibilisierungstrainings, wichtiger als kulturspezifisches Wissen sei das Gefühl für die Andersartigkeit. Die Expertin begann eindrucksvoll mit einem kräftigen Biss in ein Schinkenbrot, nur ihre Behauptung, 95% der Weltbevölkerung fühlten sich unwohl, wenn sie dem Verzehr von Schweinefleisch zusehen müssten, ist nicht nur grundweg falsch, weil allein die Schweinefleisch liebende chinesische Han-Bevölkerung schon ein Fünftel der Menschheit ausmacht, es fehlt der Aussage auch jeglicher Nutzen. Selbst mancher israelische Geschäftsmann kann sich durchaus für einen delikaten Schwarzwälder Schinken begeistern. Als die Vortragende dann die Geschichte einer indischen Hochzeitsfeier erzählte, zu der kurz vor dem Traualtar der Bräutigam getauscht wurde, war es Zeit, den unsäglichen Vortrag zu verlassen. Nein, solch eine "interkulturelle Sensibilitäts-Schulung" erreicht Leistungsträger in Unternehmen nicht, sondern wirft ein völlig falsches Bild auf die gesamte Branche. Die meisten Anbieter können sinnvollere Trainings veranstalten, was aber die Teilnehmer, die ein Sensibilisierungstraining dieser Machart durchlitten haben, nie erleben werden, da sie aus gutem Grund allem fernbleiben wollen, was auch nur annähernd ähnlich bezeichnet wird.

Vielleicht ist es der Mangel an Teilnehmern in den länderspezifischen interkulturellen Seminaren, der ein anderes renommiertes Trainingsinstitut vornehmlich für die Ausbildung zum zertifizierten interkulturellen Trainer in kürzester Zeit werben ließ. Voraussetzungen: keine speziellen, solange man die Ausbildungsgebühr zahlt. Ob solche Angebote zur dringend benötigten Qualitätssicherung der Weiterbildungsangebote beitragen, wird der Markt entscheiden.

Informativ, aber macht kein seriöses interkulturelles Training: LIU Yang zeichnet deutsch-chinesische Unterschiede

Dass aber der Markt nicht immer nach anerkannten Qualitätskriterien entscheidet, sondern bereit ist, einen hohen Aufpreis für das Image eines Anbieters zu berappen, demonstrierte eindrucksvoll ein dominanter Marktteilnehmer, der einen Wohnwagen auf seinen Stand rollte, um Fernweh zu erzeugen. Seine China-Präsentation dürfte recht gut illustriert haben, wie interkulturelle Seminare nach der traditionellen contrast-culture-Methode ablaufen: Grafisch ansprechend - man bediente sich seitenweise der Illustrationen des Buchs "Ost trifft West" der Designerin LIU Yang - lag der Fokus auf dem Betonen der unvereinbaren Lebensgewohnheiten. Die Aussagen wurden angenehm nett von einer gebürtigen Chinesin in fließendem Deutsch vorgetragen. Sie stimmten zwar ohne Ausnahme, aber lieferten keinen Nutzen für Manager: Die Frage "Und was können Manager mit diesem Wissen anfangen?" blieb völlig unbeantwortet. Es sei halt nicht leicht, sich in China anzupassen. Nur, ist Anpassung denn in jedem Falle anzuraten? Dieser Anbieter scheint der Meinung zu sein, denn er hantiert auch umfangreich mit psychometrischen Daten hinsichtlich kultureller Präferenzen um vorgebliche Bildungspotentiale aufzuzeigen. Ein differenzierteres China-Bild hätte seiner Präsentation gut getan. Die Ratschläge, welche Geschenke Geschäftspartnern zu überreichen seien, glänzten hohl in ihrer nichtssagenden Abstraktheit ("Nicht zu teuer, nicht zu billig"). Dabei ist Baby-Milchpulver aus deutscher Produktion immer noch hoch im Kurs in China. Es wäre also leicht gewesen, einen Ratschlag zu geben, der sowohl exotisch, als auch pragmatisch und ohne großen Aufwand leicht umsetzbar sowie nützlich ist. Wäre, hätte. Die Chance wurde verpasst. Vielleicht sieht der Marktteilnehmer das Thema effektive interkulturelle Zusammenarbeit tatsächlich ein wenig stark aus touristischer Sicht.

Lässt sich die Qualität interkultureller Trainings vergleichen? Man muß schon genauer hinschauen, so dass eine Messe nicht unbedingt den richtigen Rahmen dafür abgibt. Viel eher dürfte die alle zwei Jahre in Konstanz stattfindende Conference on Global Leadership Competence für Vergleiche geeignet sein. Hier geben gestandene Trainer Einblick in ihre inhaltliche Arbeit, hier hat man Chancen zu vertiefenden Gesprächen mit mehreren Experten, hier erlebt man die Diskussion unter Experten.

Nur wenige Anbieter öffnen von Zeit zu Zeit ihr Nähkästchen. BCCM tut dies mit zwei Veranstaltungen jährlich: Meistertag und ERFA-Tag. Es sind themenbezogene Fachtagungen, auf denen nicht nur die professionelle Organisation und die belebende Wirkung der BCCM-Seminare erlebt werden können. Hier erlebt man erfahrene BCCM-Trainer auch live on stage und in Gesprächen, so daß man einen Eindruck vom herausragenden Nutzen der Seminare erhält.

Auch nach dem Messebesuch läßt sich feststellen, dass die von der Deutschen Gesellschaft für Personalführung definierten Qualitätsempfehlungen für interkulturelle Schulungen bis heute Bestand haben: Bikulturelles Trainerteam, Fallstudien, Rollenspiele mit dem ausländischen Trainer und fundierte Informationsinputs zu spezifischen Fragen des Expat-Lebens und der Expat-Arbeit im jeweiligen Ausland. Wer nach Trainingsqualität Ausschau hält, kommt nicht daran vorbei, die Trainingsaussagen und -inhalte genau zu betrachten. Dass diese ansprechend vermittelt werden sollten, versteht sich von selbst.

BCCM orientiert sich genau an den Empfehlungen der Stiftung Warentest und der Deutschen Gesellschaft für Personalführung. Vielleicht erhalten wir deshalb regelmäßig begeisterte Rückmeldungen.


Bonn, im September 2015
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